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Arbeiten für das Worst Case Szenario
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Sheryl Sandberg ist Witwe. Frau Facebook, die uns berufstätgen Müttern eintrichterte, der wichtigste Karriereschritt sei, den richtigen Partner zu wählen, hat ihren Mann verloren. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie schlimm das für sie als Mutter zweier Kinder sein muss. Den Kleinen erklären, dass Papa nie wieder nach Hause kommen wird. Dass er ihnen nie wieder Pancakes zum Frühstück machen wird. Nie wieder vorlesen. Keine Gute-Nacht-Küsse mehr. Schrecklich.
Wenn ich mit Müttern rede, die seit den Kindern nicht mehr berufstätig sind, ist einer meiner Einwände immer der, dass man ja nie weiss, ob einem der Mann nicht mal davonläuft. Wegen einer Anderen. Oder weil die Liebe weg ist. Aus welchem Grund auch immer, nichts im Leben ist sicher, schon gar nicht eine Ehe. Einer der Gründe, wieso ich immer weiterarbeiten wollte, war der, dass ich bei einer Trennung nicht nur vor dem emotionalen, sondern auch nicht vor dem finanziellen Ruin stehen wollte. Mein eigenes Einkommen, meine eigene Sicherheit war mir immer heilig. Schliesslich lag die Armutsquote 2012 (letzte Erhebung) von Einelternfamilien mit einem oder mehreren Kindern laut Bundesamt für Statistik bei 12,7%.
Ich vertraue meinem Mann. Aber "Vertrauen ist gut, Sicherheit ist besser" trifft vor allem auf uns Mütter zu. Und wenn man seinen Beruf seit Jahren nicht mehr ausgeübt hat, trifft einen eine Trennung - oder in Sandbergs Fall eben der Tod - umso härter.
In ihrem Buch Lean In: Women, Work, and the Will to Lead fordert sie uns Frauen / Mütter auf, nicht zurückzuweichen, sondern in unsere Karriere hineinzulehnen. Nach der Lektüre war mir vor allem eines klar: Ohne meinen Mann an meiner Seite geht gar nichts. Wenn dieser mich nich unterstützt - sowohl in meiner Berufswahl als auch innerhalb der Familie - kann mir ich mein Unternehmen, meine Engagements und meine Projekte an den Hut stecken. Ein Partner ist eben genau das: ein Gegenüber in einer Partnerschaft.
Dies galt eben auch für Dave Goldberg, Sandbergs verstorbener Mann. Das Paar galt quasi als die Kennedys der Gleichberechtigung und diese zahlt sich jetzt für Sheryl aus. Denn nebst der grauenhaften Situation, ihre Kinder nun ohne deren Vater grossziehen zu müssen, wird sie immerhin nicht auch noch Job- und Geldsorgen haben. Denn da hat sie vorgesorgt. Und das sollten wir alle. Denn das Worst Case Szenario kann uns auch treffen.

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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.