Wer ist Hanni, wer Nanni? Sophia und Jana Münster als Hanni und Nanni im gleichnamigen Film
Um Zwillinge ranken sich jahrhundertealte Mythen. Wie viel Wahrheit steckt in ihnen? Oder sind es bloss Ammenmärchen?
Ihre Geburt
Zwillinge müssen per Kaiserschnitt geboren werden.
Eine Frau ist grundsätzlich fähig, Zwillinge natürlich zu gebären und längst nicht alle Zwillinge kommen per Kaiserschnitt zur Welt. Spricht man über drei oder mehr Kinder, besteht in der Tat ein erhöhtes Risiko und in solchen Fällen wählt man den Kaiserschnitt.
Zwillinge kommen immer zu früh auf die Welt.
Die Wahrscheinlichkeit von Frühgeburten in einer Zwillings-Schwangerschaft ist etwas höher. Gemäss Hebammen erfolgt die Geburt von Zwillingen im Schnitt allerdings in der 37. Woche. Viele Zwillinge kommen auch in der 40. Woche auf die Welt.
Ihr Aussehen
Eineiige Zwillinge kann man nicht unterscheiden.
Kennt man eineiige Zwillinge gut, sieht man auch die feinen Unterschiede: So können sie verschiedene Stimmen oder Gesichtsausdrücke haben. Die Fingerabdrücke sind immer unterschiedlich.
Ihr Verhalten und ihr Wesen
Zwillinge sehen nicht nur gleich aus, sondern verhalten sich auch gleich.
Zwillinge tendieren dazu, ihr Verhalten als Reaktion auf den anderen zu intensivieren und auszuweiten. Dieses Phänomen ist als Twin Escalation Syndrom bekannt: Zwilling A weint, Zwilling B weint lauter. Im Gegenzug weint Zwilling A gar noch lauter und so weiter und so fort.
Einer ist gut, einer ist böse.
Das Wesen von Zwillingen unterscheidet sich nicht mehr als dasjenige von gewöhnlichen Geschwistern. Aber da Zwillinge oft beweisen wollen, dass sie sich unterscheiden, neigen sie dazu, ihre Individualität und ihre Unterschiede stärker zum Ausdruck zu bringen.
Der Erstgeborene ist ein Führer, der Zweitgeborene ist ein Mitläufer.
Die Geburtenfolge hat keinen Einfluss auf Zwillinge. Aber wird Zwillingen ständig gesagt, dass einer von ihnen älter ist, beginnen sie oft, sich entsprechend zu verhalten.
Zwillinge sind die besten Freunde.
Obwohl das Band zwischen Zwillingen einzigartig ist, geniessen Zwillinge auch die Freundschaft mit anderen Kindern und sind nicht in jedem Fall automatisch die besten Freunde. Zwillinge sind ständig im Konkurrenzkampf. Auch Zwillinge sind dem Phänomen der Geschwisterrivalität unterworfen. Nicht mehr und nicht weniger, als gewöhnliche Geschwister.
Ihre Erziehung und ihr Leben
Es ist doppelt so anstrengend, Zwillinge gross zu ziehen.
Wie die Liebe kann auch die Arbeit der Eltern nicht quantitativ gemessen werden. Die Arbeit kann auch als einfacher betrachtet werden, als gewöhnliche Geschwister gross zu ziehen, weil Zwillinge sich gegenseitig als Spielkamerad haben und Eltern nicht ständig Unterhalter sein müssen. Und der doppelten Arbeit kann schliesslich die doppelte Freude angerechnet werden!
Eineiige Zwillinge sind weniger intelligent, da sie sich ein Gehirn geteilt haben.
Im Kleinkindalter erscheint ihre Sprache im Vergleich mit gleichaltrigen Kindern oft etwa ein halbes Jahr unterentwickelt. Diese leichte Verzögerung, die jedoch im Laufe der Entwicklung ausgeglichen wird, lässt sich auf verschiedene Besonderheiten im Aufwachsen von Zwillingen zurückführen und hat nichts mit verminderter Intelligenz zu tun. Zwillinge sollten nicht gemeinsam zur Schule. Es gibt keine Beweise dafür, dass es vorteilhaft ist für Zwillinge, in getrennten Klassen platziert zu werden. Jedes Zwillingspaar ist anders und viele verschiedene Faktoren – wie z.B. die Dynamik ihrer Beziehung oder ihr individuelles Lernverhalten – spielen für den Entscheid eine Rolle.
Eineiige Zwillinge leiden unter den gleichen Krankheiten.
In vieler Hinsicht ist dies der Fall, da eineiige Zwillinge einen ähnlichen Genotyp haben. Aber ihre Gesundheit hängt auch von Lifestyle-, Umwelt- und anderen Faktoren ab.
Zwillinge «fühlen» sich gegenseitig auf Distanz.
Da Zwillinge viel Zeit miteinander verbringen, haben sie eine tiefere Empfindlichkeit, wie es aber auch Eltern und Kinder, Eheleute oder auch gewöhnliche Geschwister haben können. Weil Zwillinge oft ähnlich denken und handeln, können sie die Gedanken des anderen «lesen» oder Entscheidungen «vorhersehen».
Quellen: Bundesamt für Statistik, Myths about Multiples