Frühenglisch-Kurse oder naturwissenschaftliche Kleinkindergruppen – hat die Spielgruppe da überhaupt noch einen Sinn? Und ob.
Viele Eltern haben heute offenbar Zweifel, ob ihr Kind in der Spielgruppe zwischen Kuschelecke, Legokiste und Holzbauernhof genug lernt und genug gefördert wird. Das «Konkurrenzangebot» mit speziellen Frühförderkurse jedenfalls ist riesig. Es reicht von der musikalischen Früherziehung bis hin zum Mandarin- oder Computerkurs für Kleinkinder. Das Ziel ist überall dasselbe: Die Kleinen sollen möglichst früh fit gemacht werden für eine Welt, in der die Anforderungen von Jahr zu Jahr steigen.
Die Spielgruppe, so glauben offenbar zunehmend mehr Mütter und Väter, kann da nicht mithalten. Keine straff durchgezogenen Lernprogramme, keine verbindlichen Lernziele, dafür jede Menge freies Spiel mit anderen Kindern. Ist dieses Herumgespiele allein nicht ein bisschen wenig ?
Kinder lernen am schnellsten von Kindern
Nein. Dieses « individualisierte, selbstentdeckende Lernen » gilt aus entwicklungspsychologischer Sicht als das effizienteste Lernen überhaupt. In der Gruppe lernt ein Kind vom anderen – und zwar viel schneller, als es von einem Erwachsenen lernen würde. Das ist wissenschaftlich erwiesen.
Integration durch Sprachförderung ist in der Spielgruppe nicht Programm, sondern Alltag. Gelernt wird statt mit Buch und Lehrerin mit Moritz, Ben und Lukas : beim Anziehen, beim Kreisspiel oder wenn die Leiterin erklärt, wie man das nun macht, einen Fisch für das Papieraquarium ausschneiden.
Die beste Vorbereitung für den Kindergarten
Studien belegen : Kinder, die eine Spielgruppe besucht haben, zeigen später im Kindergarten weniger Mühe, den Ausführungen der Kindergärtnerin zu folgen, können sich besser in eine Gruppe einfügen und auch deutlich besser mit Stift, Papier und Schere umgehen. Das klingt zwar nicht wirklich mondän, entspricht aber genau den Anforderungen, die an ein Kind vor dem Eintritt in den Kindergarten gestellt werden (Lesen Sie dazu auch: [Was das Kindergartenkind können soll](/artikel/was-das-kindergartenkind-koennen-soll-653/"Was das Kindergartenkind können soll")). Was nützt es ihm zu wissen, dass Schere auf Englisch «scissors » heisst, wenn es damit nicht umgehen kann ? Und eine gute Feinmotorik ist die halbe Miete fürs spätere Schreiben lernen.
Im sicheren Wissen darum fühlen sich die Frauen im [schweizerischen Spielgruppen-Leiterinnen-Verband](http://www.sslv.ch/"schweizerischen Spielgruppen-Leiterinnen-Verband") (SSLV) auch in ihrer Existenz durch die oft sehr kostspieligen Förderkurse für Kleinkinder nicht wirklich bedroht. Immerhin besuchen noch 70 Prozent aller Schweizer Kinder eine Spielgruppe. Und das ist gut so.