Den Satz «Oma ist eingeschlafen» gilt es zu vermeiden, rät die Psychologin Lara Gmür-Mindell. Kleine Kinder könnten dadurch Angst vor dem Schlafen bekommen. Generell sollten Eltern den Tod so erklären, wie sie ihn selbst begreifen – gleichzeitig aber auch kindliche Fantasien zulassen.
«Entwickelt das Kind eine Fantasie, wo Grossmutter nun hinkommt, sollte man dies einfach stehen lassen – auch wenn man selbst nicht religiös ist. Bildhafte Vorstellungen entsprechen dem kindlichen Denken und trösten.»
Welche Rolle spielt das Alter des Kindes?
Ganz kleine Kinder können die Endgültigkeit des Todes noch nicht begreifen, aber sie spüren die Trauer der anderen Personen und vermissen den Kontakt zum Verstorbenen. Wie sie den Tod wahrnehmen, hängt auch davon ab, wie heftig sie den Verlust empfinden. Bei kleinen Kindern kann es zu sogenannten regressiven Reaktionen kommen, wie Bettnässen, Daumenlutschen, Rückfall in die Babysprache. Dies zeigt, dass das Kind am Verarbeiten ist. Bei Primarschulkindern löst der Tod eines Nahestehenden oft Fragen nach dem möglichen Tod anderer Menschen aus, die sie lieben. Generell trauern Kinder anders als Erwachsene: Weinen, bedrückt sein, sich anklammern an die Eltern, aber auch sorgloses Spielen wechseln sich nahtlos ab.
Muss ich meine eigene Trauer verbergen?
«Auf keinen Fall!», sagt Gmür-Mindell. Unterdrückte Trauer kreiert Schweigen und Ratlosigkeit. Gleichzeitig gilt es möglichst zu vermeiden, dass die eigene Trauer omnipräsent wird und das Kind das Gefühl bekommt, es dürfe an nichts anderes mehr denken. Bezugspersonen wie Tante oder Götti können hier entlasten: «Kindern fällt es oft leichter, weniger nahe Betroffenen Fragen über den Tod eines geliebten Menschen zu stellen», sagt Gmür-Mindell. «Sie haben das Gefühl, diese weniger zu belasten.» Eltern sollten dies unterstützen und nicht als mangelnden Vertrauensbeweis sehen. Doch auch das gemeinsame Trauern ist wichtig – mit Tränen, aber auch Lachen. «Überhaupt wird der Trauerprozess sehr unterschiedliche Tage hervorbringen: holprige und ruhige Tage, Tage der Wut und Einsamkeit, Tage, an denen man beinahe vergisst und Tage, an denen die Trauer verbindet und stärkt. Doch bis dahin ist es ein langer Prozess.»
Wann braucht ein Kind professionelle Hilfe beim Trauern?
Bemerken Eltern, dass sie an die Grenze ihrer Kräfte gelangen und auch andere Bezugspersonen wie zum Beispiel Lehrerinnen oder Lehrer von starken Veränderungen des Kindes berichten, sollten sie Hilfe von aussen in Anspruch nehmen. Generell zeigen sich bei Kindern kurz nach dem Tod eines Familienmitgliedes vor allem Reaktionen auf das veränderte Umfeld und die Tagesabläufe. Trauer über den Verlust als solchen wird oft erst später sichtbar. Der Trauer prozess gestaltet sich in Kreisen: Phasen grosser Traurigkeit, Un bekümmertheit und wieder Traurigkeit wechseln sich ab. Bei ganz kleinen Kindern dauert es oft eine Weile, bis sie realisieren, dass die Veränderung in ihrem Leben endgültig ist.