Babys und Kleinkinder gehören nicht vor den Fernseher. Aber für später gilt auch: Klug benutzt kann Fernsehen auch Spass machen.
Unter Dreijährige gehören nicht vor den Fernseher. Gar nicht – so die einheitliche Meinung von Medienexperten, Suchtpräventionsstellen, der deutschen Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung sowie von zahlreichen Kinderärzten. Die Kleinen reagieren zwar auf die Reize, brechen in ein entzücktes Wauwau aus, wenn sie einen Hund sehen, können damit aber absolut nichts anfangen, weil der Hund nicht auf ihre Rufe reagiert. Ein so junges Kind könne sich nur Dinge merken, die es über mehrere Sinne erfassen kann, sagt der deutsche Hirnforscher und Buchautor Manfred Spitzer. «Nur wer Wasser berührt hat, weiss danach, was nass bedeutet.»
Wer unter Dreijährige fördern will, spricht und spielt viel mit ihnen. Laut Studien führt die Glotze zudem eher zu Verzögerungen in der Sprachentwicklung als zu einer Förderung – und das laut Manfred Spitzer ab einer Stunde pro Tag.
Wie so oft: eine Frage der Dosis
Sind also Mütter , die manchmal mit ihrem vierjährigen Sohn eine Sendung gucken, während die knapp zweijährige Tochter daneben sitzt, alles Rabenmütter? Nein. Es kommt auf die Dosis und die Auswahl an.
Ausserdem ist ein gewisser Fernsehkonsum in Familien mit mehreren Geschwistern kaum zu vermeiden. Das ist den Experten bewusst und in ihren Augen auch zu verantworten – solange Eltern ein wachsames Auge darauf haben. Auch ältere Vorschulkinder sollten sich nur altersgerechte Sendungen ansehen und nicht länger als eine halbe Stunde täglich vor der Kiste hocken.
Eltern sollten bei der Auswahl immer auf altersgerechte Sendungen achten. Beispiele dafür gibt es genug: Die Sendung mit der Maus, Peterson und Findus, Felix oder Pingu sind nur einige Formate, die genau auf die Zielgruppe Vorschulkinder abgestimmt sind. Und ob sie zwingend dümmer machen, darf bezweifelt werden.
Kleinkinder können nicht unterscheiden
Selbst Manfred Spitzer, der seit der Veröffentlichung seines Buches «Vorsicht Bildschirm» als einer der grössten TV-Gegner im deutschen Sprachraum gilt, räumt ein, dass es «gute Sendungen gibt und gegen eine hie und da nichts einzuwenden ist». Das übliche TV-Programm allerdings ist für Kleinkinder nicht nur wegen der vielen Gewaltszenen denkbar schlecht geeignet. Weil sie noch nicht zwischen Fiktion und Realität unterscheiden, erleben sie jede Szene so, als ob sie ein Teil des Geschehens wären.
Ausserdem tun sich sogar noch Zehnjährige schwer mit gefilmten Träumen, Rückblenden, Figuren, die gleichzeitig Gut und Böse sind und Ironie – wie bei den Simpsons. Eltern dürfen den älteren Kindern aber ruhig mehr Rechte einräumen als den kleinen. Aufzeichnen ist hier die bessere Lösung als ein eigener Fernseher im Kinderzimmer, wo dann völlig unkontrolliert und isoliert geflimmert würde. Man muss Probleme ja nicht künstlich züchten.
Denn solange Kinder rausgehen, um mit Freunden zu spielen, Velo fahren, Bilderbücher anschauen, zeichnen, basteln oder Legos zusammen bauen, gehört der Fernseher eben heute – wie bei Erwachsenen – zum normalen Alltagsleben. Ob es den Kindern gelingt, vernünftig damit umzugehen, hängt – wie so vieles – letztlich von den Eltern ab.
Tipp
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