Psychologie und Partnerschaft
Vielen Dank für die Blumen

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Mit Komplimenten könnte wir uns gegenseitig das Leben verschönern. Warum machen wir es denn nicht öfter?
Psychologie und Partnerschaft
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Es soll Männer geben, die Komplimente für überflüssig halten und ihre Beziehungspflege auf die Devise beschränken: «Wenn ich nichts sage, ist alles in Ordnung.» Sie haben offenbar keine Ahnung davon, wie viel Aufschwung sie der Liebe einhauchen könnten mit ein paar schmeichelhaften Worten. «Du riechst so gut.» «Ich liebe dein Lachen.» «Wow, du siehst toll aus.» «Du kochst viel besser als meine Mutter.» Jede Frau wird nach einem solchen Kompliment innerlich ein klein wenig wachsen. Wird in den Spiegel schauen und denken: Ja, stimmt, er hat recht. Und den Mann gleich noch fester in ihr Herz schliessen.
Komplimente sind Streicheleinheiten der Seele, sie füllen den Tank des Selbstbewusstseins auf, sie sind das verbale Schmiermittel für jedes menschliche Zusammensein. Für Frauen haben Komplimente einen hohen Stellenwert. Weil sie so oft ausbleiben, bauen Frauen der Enttäuschung vor: «Sie lassen die Vorfreude auf Nettigkeiten gar nicht erst zu, damit sie hinterher nicht enttäuscht werden», schreibt Gloria Beck in ihrer «Gebrauchsanleitung für Komplimente». «Wer keinen Blumenstrauss erwartet, ist nicht enttäuscht, wenn er keinen bekommt. Andererseits wird man ihn auf diese Weise auch wirklich niemals bekommen.» Aber das Leben wäre doch so viel schöner, wenn man gelegentlich Blumen bekäme! Gern auch in Form von Worten.
So mancher Mann fühlt sich vielleicht überfordert, wenn er täglich seiner Liebsten ein Kompliment machen soll. In der Zeit der ersten Verliebtheit gibt man sich noch Mühe und hat keine Angst vor kitschigen Klischees. Aber irgendwann ist doch alles gesagt. Sind alle Vorzüge mehrfach gelobt. Und grosse Worte sind sowieso nicht sein Ding. Was wollen die Frauen denn noch hören? Glaubhafte, fantasievoll formulierte, liebvolle Komplimente! Davon kann man nie genug kriegen! Wer ist nicht darauf angewiesen, regelmässig Anerkennung zu bekommen? Wieso geizen wir so damit? Nettsein ist ansteckend. Wie man in den Wald hinein ruft, so schallt es zurück. Wer gern etwas Nettes über sich hören will, sollte selbst Freundlichkeiten austeilen. Was ein richtiger Mann ist, hört es immer wieder gern, dass er ein richtiger Mann ist. Je nachdem ins Ohr geflüstert oder vor Zeugen hervorgehoben.
Komplimentieren – was so viel heisst wie auffüllen – kann man lernen: Den Blick auf die positiven Seiten lenken. Beim genauen Hinsehen findet sich leicht etwas, das man hervorheben kann: die Stupsnase, die Sommersprossen, die weiche Haut, die gepflegten Füsse, die eleganten Hände. Genau so ist, was eine Frau den ganzen Tag leistet, immer eine Komplimentes würdig. Sie hat eingekauft, gekocht, gebügelt, ist für die kranke Kollegin eingesprungen, hat das Kind bei der Oma abgeholt und dabei einen Streit geschlichtet. Wem jetzt immer noch ein Grund für ein Kompliment fehlt, dem bleiben noch die inneren Werte, die man nicht gering schätzen darf und mit süssen Worten leicht zu verstärken sind. Denn: «Wem einmal das erfreuliche Kompliment gemacht wurde, ein gutmütiger Mensch zu sein, der wird in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit weiterhin gutmütig sein», sagt Gloria Beck. Die Schmeicheleien verändern nämlich nicht nur das Bild, das wir von uns selbst haben. Sie führen auch dazu, dass wir uns umgekehrt charmanter, toleranter, liebvoller verhalten.
Komplimente sind ein machtvolles Instrument, um die Gefühle der Mitmenschen zu steuern. Das muss aber nicht hinterhältige Manipulation sein. Ein Schleimer, der Komplimente aus taktischen Gründen verteilt, wird sofort entlarvt und abserviert. Auf der anderen Seite ist das Komplimente annehmen auch eine Kunst. Gerade Frauen haben oft Probleme damit. Statt einfach zu sagen: «Danke, das freut mich», geben sie das Kompliment sofort zurück: «Du aber auch.» Oder sie werten es ab: «Ach, das hab ich nur so zwischendrin gemacht.» Oder sie weisen gleich auf eine Schwäche hin: «Eigentlich bin ich viel zu klein für das Kleid.» Sie nehmen damit nicht nur sich selbst die Freude am umschmeichelt werden, sie verweigern auch dem Komplimentemacher die Befriedigung des erfolgreichen Charmeurs. Schade. Er wird es vielleicht nicht so bald wieder versuchen.