Ein Kind braucht durchschnittlich 6000 Windeln, mit denen Eltern entweder die Mülltonne oder die Waschmaschine füllen.
Entscheiden sie sich für Wegwerfwindeln, produzieren Eltern pro Kind einen Abfallberg von rund einer Tonne, während die Stoffvariante selbst mit einer sparsamen Maschine weit über 20000 Liter Wasser verbraucht. Obwohl zahlreiche Studien der Frage nachgegangen sind, welche Methode die Umwelt weniger belastet, gibt es bis heute keine klare Antwort darauf.
Sicher ist, dass für die Produktion von Wegwerfwindeln Wasser, Bäume, viel Chemie und Energie benötigt wird. Doch der Anbau von herkömmlicher Baumwolle braucht ebenfalls viel Wasser und belastet die Umwelt mit Pestiziden. Dennoch raten etwa das Amt für Umwelt und Energie von Basel-Stadt und die Umweltschutz-Organisation Greenpeace zur Mehrweglösung mit den Stoffwindeln. Die Eltern können die Ökobilanz positiv beeinflussen, indem sie Windeln aus biologischer Produktion kaufen, sie nur mit 60 Grad waschen sowie auf Weichspüler und Tumbler verzichten.
Damit wird der grösste Nachteil von Stoffwindeln klar: Das Wickeln ist aufwendiger als mit einem Wegwerfprodukt, das nach einmaligem Gebrauch in den Abfalleimer wandert. Die grosse Mehrheit entscheidet sich denn auch für diese bequemere Variante. Rund 90 Prozent aller Kinder pieseln in ein Hightechprodukt, dessen Kern aus Zellstoffflocken und Polyacrylat-Kügelchen besteht. Umhüllt ist er mit einem Trockenvlies aus Polypropylen, das so gut wie keine Flüssigkeit aufsaugt, sondern sie ins Innere der Windel weiterleitet. Dort quillen die Kügelchen zu einem Gel, der die Flüssigkeit zurück und den Kinderpo trocken hält.
Beide Varianten für Kinderhaut unbedenklich
Obwohl bei diesem Prozess eine Menge biologisch nicht abbaubare Chemie mit im Spiel ist, fanden sich in den letzten Untersuchungen von Stiftung Warentest und Ökotest keine für die Kinderhaut bedenklichen Stoffe. Grosse Unterschiede wurden in der Saugfähigkeit der einzelnen Produkte festgestellt. Der Marktleader Pampers schneidet diesbezüglich bei fast jedem Test am besten ab, ist aber auch die teuerste Marke.
Da Kinder zumindest tagsüber kaum länger als vier Stunden dieselbe Windel tragen, hält jedoch in der Regel auch eine Stoffwindel durch. Vor allem die modernen Lösungen, bei denen wie in einem Baukastensystem ein Saugkern aus Molton oder synthetischem Vlies mit einer wasserdichten Überhose aus Wolle, Fleece oder Mikrofasern kombiniert werden, müssen den Vergleich mit der Wegwerfwindel nicht scheuen. Obwohl der Markt wegen der geringen Nachfrage eher klein scheint, ist die Auswahl erstaunlich vielfältig.
Neben Windeln aus Baumwolle gibt es solche aus Bambus- oder Hanfstoff. Die Überhosen lassen sich dank einem Klett- oder Druckverschluss ebenso leicht öffnen und verschliessen wie eine Pampers. Und Eltern, denen das Waschen zu mühsam erscheint, haben in einigen Regionen die Möglichkeit, einen Windelservice in Anspruch zu nehmen. In der Anschaffung sind Stoffwindeln – mit Ausnahme von Secondhand-Produkten – ziemlich teuer. Je nach System müssen die Eltern mit einigen 100 bis fast 1000 Franken rechnen. Da pro Tag rund sechs Windelpakete anfallen, braucht es mindestens 20 Windeln und 4 bis 5 Überhosen.
Ausgaben für Mehrweg-Windeln lohnen sich
Dennoch lohnen sich die hohen Ausgaben: Auf die gesamte Wickelzeit gerechnet, kosten Stoffwindeln zwischen 1000 bis 2000 Franken weniger als Wegwerfprodukte. Noch grösser wird der Spareffekt, wenn auf das erste Kind ein zweites und ein drittes folgt. Vorsicht ist bei der Wahl des Waschmittels angebracht. Herkömmliche Produkte können die empfindliche Babyhaut reizen. Der Kauf eines ökologischen Waschmittels lohnt sich deshalb trotz des höheren Preises. Grundsätzlich gelten Stoffwindeln als hautverträglicher als die Wegwerf-Konkurrenz.
Eltern, deren Kinder häufig unter Windelausschlag und anderen Hautproblemen leiden, machen immer wieder die Erfahrung, dass der Wechsel auf Stoffwindeln eine deutliche Besserung mit sich bringt.