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Was Worte anrichten können
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Letzte Woche machte ein «Protest-Video» der Schauspielerin und Neurowissenschaftlerin Mayim Bialik (die wunderbare Amy aus «The Big Bang Theory») die Runde, in dem sie sich darüber nervte, dass Frauen oft als «Mädchen» bezeichnet werden.
Das Argument, es seien ja nur Worte, lässt sie nicht gelten. Worte richten vieles an. Worte haben schon Kriege ausgelöst, Worte können verletzen, sowie sie dir den Tag retten können. Worte sind wichtig und deshalb sollten wir sie auch korrekt nutzen. Frauen sind keine Mädchen. Denn «Mädchen» suggeriert, dass sie noch nicht ganz erwachsen sind. Dass man ihnen noch alles beibringen muss. Dass sie Männern unterlegen sind.
Dies gilt übrigens genauso für den Begriff «Jungs», wenn man eigentlich von Männern spricht. Ein Junge hat einen Flaum, keinen Bart. Er weiss nicht, wie man die Waschmaschine bedient. Er kann nicht kochen, geschweige denn ein Baby wickeln. Von arbeiten ganz zu schweigen. So, wie Männer eben in vielen Werbungen dargestellt werden, gerade wenn es um Haushaltsartikel geht.
Worte sind wichtig. Und Worte sagen viel über unsere Gesellschaft aus. Über die «Rabenmutter» wurde schon viel geschrieben. Diese gibt es nur im deutschen Sprachraum. Einen Rabenvater gibt es indes nicht. Auch keine «Familienmutter», schliesslich geht man davon aus, dass sich eine Mutter um ihre Familie kümmert. Bei einem Vater muss man offenbar speziell erwähnen, dass er überhaupt erst dank seiner Familie so genannt werden darf.
Genauso verhält es sich mit der «berufstätigen Mutter» oder «Familienmanager», wie Pinkstinks letzte Woche pointiert schrieb: «Selbstverständlich haben Väter Berufe, darüber muss überhaupt nicht diskutiert werden. In unserer Wahrnehmung kommt das als Pleonasmus daher – wie runde Kugel oder tote Leiche. Die Erwähnung ist überflüssig. Der Familienmanager ist hingegen ein Ding der Unmöglichkeit. Väter sind „richtige“ Manager und machen qua Geschlecht nicht in Care-Tätigkeiten. Der Versuch, die unentgeltliche Care-Arbeit von Frauen mit dem Begriff Familienmanagerin (also mit dem Hinweis darauf, dass das eine ziemlich verantwortungsvolle und umfassende Tätigkeit ist) aufzuwerten, verfängt bei Männern überhaupt nicht und würde im Gegenteil eine Abwertung darstellen. Im gleichen Raum gesteht man der Familienmanagerin gönnerhaft zu, auch so etwas wie Karriere gemacht zu haben, während der Familienmanager seine Karriere verkackt hat.»
Worte sind wichtig. Sie machen aus einer «berufstätigen Mutter» schnell mal eine «Rabenmutter», aus einem «Familienmanager» einen Versager. Oder in Bialiks Worten: «Sprache kreiert Erwartungen». Lasst uns diese mit Worten verändern. Und mit Taten.
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