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Wieso eigentlich Kinder haben?
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

istockphoto
In besagter Diskussion ging es darum, ob wir Kinder haben, um möglichst viel Zeit mit ihnen zu verbringen. Oder um sie ihr Leben leben zu lassen, in dem wir so etwas wie Zuschauer und Leitplanken sind.
Ich arbeite viel und sehe meine Kinder an 4 Tagen meist nur morgens und abends. Und am Wochenende. Wie oft ich die Bemerkung «Dafür habe ich aber kein Kind gemacht» schon gehört habe, kann ich nicht mehr zählen. «Ja, wofür hast du denn ein Kind gemacht?» ist natürlich jeweils meine Frage.
Natürlich war das anfangs bei mir auch so, als die Kids noch Babies waren und selber so gar nichts konnten ohne unsere Hilfe. Diese kleinen, unselbständigen, (meist) herrlich riechenden Kuscheldinger, die sich entweder an dich schmiegen oder dich schreiend zur Hölle wünschen. Ja, auch ich wollte mal ein Kind, weil ich es mir so wunderbar gemütlich vorstellte, auf dem Sofa abzuhängen. Was es ja dann auch oft war. Dochdoch.
Aber die Kinder sind jetzt grösser und mein Bedürfnis, ihnen nahe zu sein und mit ihnen zu kuscheln ist zwar noch da. Ihres aber natürlich immer weniger. Sie werden selbständig, sind viel unterwegs, Schule, Hobbies etc. Zeit mit ihnen zu verbringen ist immer noch sehr wichtig. Aber für mich nicht mehr das Wichtigste. Und für sie nur dann, wenn sie es entscheiden.
Die Frage kam auf, als wir über Tagesschulen diskutierten. Diese sollen ja in den nächsten Jahren ausgebaut werden, was ich natürlich unterstütze. Aber offenbar wird in einigen Kantonen diskutiert, ob diese obligatorisch sein soll. Da gehen verständlicherweise viele auf die Barrikaden. Verstehe ich, schliesslich lasse ich mir auch nicht gerne vorschreiben, wie ich mein Leben zu leben habe. Aber das Argument am Tisch war ein anderes:

zvg
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Oft sind es dieselben Personen, die mich egoistisch finden, weil ich viel arbeite und das gerne tu.
Deshalb die Frage: Wieso haben wir Kinder? Ob es nun ist, weil ICH möglichst viel Zeit mit ihnen verbringen will, oder ICH sie zu eigenständigen Menschen heranwachsen sehen will, während ich berufstätig bin: Wir alle haben Kinder aus egoistischen Gründen. Ich hatte Kinder, weil ICH Kinder wollte (natürlich meine ich eigentlich WIR, aber das ist nicht minder egoistisch). Nicht, weil die Kinder auf die Welt kommen wollten. Oder was meint ihr? Wieso wolltet ihr Kinder?
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.