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Papa soll mehr. Lässt Mama ihn?
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

Johan Bävman / mencare.swiss

zvg
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Dieses Jahr erhalten Väter zum Vatertag (5. Juni, ich krieg das übrigens auch nicht so mit) dieses Jahr eine eigene Kampagne: MenCare. Männer sollen sich mehr kümmern. Die Kampagne fordert, dass Frauen mehr Erwerbsarbeit und Männer mehr Care-Arbeit leisten sollen. «Braucht es das?» war die Reaktion meines Mannes, als er davon hörte.
Offenbar nicht. Auch wenn die Verantwortlichen von männer.ch, welche diese [internationale Kampagne] (http://www.maenner.ch/mencare-schweiz "http://www.maenner.ch/mencare-schweiz") mittragen, wissen, dass die Forderung kein leichtes Unterfangen wird. In keinem anderen Land Europas sei die bezahlte Arbeit zwischen Männern und Frauen so ungleich verteilt wie in der Schweiz. Nur noch in Albanien und Irland steht es noch schlechter für Männer, die gerne mehr tun würden. Das Men-Care-Programm will deshalb «einen Wertewandel herbeiführen mit dem Ziel, alle Belastungen und Ressourcen fair – das heisst hälftig – zwischen den Geschlechtern aufzuteilen». Ziel sei also «eine Gesellschaft, in der Männer ganz selbstverständlich Sorge tragen und Verantwortung übernehmen für Kinder». Teil dieser Bestrebungen ist auch die Unterschriftensammlung für einen Vaterschaftsurlaub, der ja gerade vor kurzem im Parlament abgeschmettert wurde.
Wieso tut sich die Schweiz so schwer mit geteilter Arbeit zwischen Mann und Frau? Wieso glauben Herr und Frau Schweizer nach wie vor, dass Frauen ein Putz-Gen haben und sprechen von Vätern immer noch als Babysitter, wenn Mama ausgeht? Und nein, das ist keins von den Medien heraufbeschworenes Bild, ich sehe das täglich in meinem Umfeld. «Du hast deinen Mann aber gut erzogen!» höre ich beispielsweise, wenn er uns (Müttern) beim herrichten des Jugendraums hilft. Als ob ich ihm hätte sagen müssen, er solle helfen. Es sind ja auch seine Kinder, die den Jugendraum nutzen werden, das ist doch keine Mami-Aktion!
Da liegt meines Erachtens eben ganz oft der Hund begraben: Viele Mütter trauen ihren Männern gar nicht zu, dass sie Verantwortung übernehmen und Sorge tragen können. Wie oft hören wir von Müttern – meist kleiner Kinder, später wird es doch oft besser - «lass mal, ich mach das schon». Denn Mama kann es besser, schneller, sauberer, effizienter. Und Männer ticken dann eben so: «Wenn man mir dreimal sagt, ich soll es nicht tun, dann lasse ich es ganz.» Und schon ist der Zug abgefahren und Papa kümmert sich eben nicht mehr.
Deshalb meine ich: Doch, eine solche Kampagne kann sehr wohl helfen, die Denkweise bei Vätern – aber eben auch bei Müttern – zu ändern. Wenn wir Mütter das dann zulassen. Denn was, wenn meine Existenzberechtigung plötzlich dadurch bedroht wird, dass Papa genauso gut für die Kinder sorgen kann wie ich? Was meint ihr?
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.