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Langweilige Sommerferien sind die Besten!
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Ich gehöre zu den ersten, die ihre Kinder beschäftigen möchte. Nicht nur, weil ich in den Ferien oft arbeite, aber auch – und vor allem – weil die Geschwister sich vor lauter Langeweile oft streiten und das nervt. Doch Kinder dauernd beschäftigt zu halten, kann sie am Ende davon abhalten zu entdecken, was sie wirklich interessiert.
«Eure Rolle als Eltern ist es, die Kinder auf ihren Platz in der Gesellschaft vorzubereiten. Erwachsen sein heisst, sich selber beschäftigen zu können und deine Freizeit mit etwas zu verbringen, was dich glücklich macht», meinte Lyn Fry Kinderpsychologin in London zum Online-Magazin Quartz. Sie beschäftigt sich mit Bildung von Kindern und Jugendlichen und bemängelt, dass Eltern die gesamte freie Zeit ihres Nachwuchses verplanen, so, dass die Kinder nie lernen werden, dies selbst zu tun.
Sie ist nicht die einzige, die sich Sorgen macht. Weitere Experten bemängeln in den letzten Jahren den Verlust an Kreativität und Neugierde bei Kindern, welche sie auf diese Allzeit-Beschäftigung zurückführen. Wir berauben sie offenbar des Gefühls das Leben zu betrachten, statt durch es hindurch zu eilen.
Und nun? Sollen wir unsere Kinder 5 Wochen lang sich selbst überlassen? Türe zu, damit ich das Streiten nicht höre? Natürlich nicht und ich finde Frys Ansatz, wie wir das handhaben sollen eine Überlegung wert: Wir sollten mit unseren Kindern (ab 4 Jahren) zusammensitzen und eine Liste schreiben, was jeder am Liebsten tun würde während den Ferien. Das kann vom einfachen Kartenspiel, ein Buch lesen oder Velo fahren bis hin zum Gourmet-Dinner kochen, Theater spielen oder Fotos schiessen alles sein. Hauptsache, die Kinder haben sich das wirklich selber ausgedacht. So kann man die Kinder immer wieder an diese Liste erinnern, wenn sie wiedermal rumeiern «Mir ist laaaangweiiilig!».
Rumgemotzt wird sicherlich trotzdem, doch die Erfahrung macht es eben aus. Sie haben sich selber etwas überlegt. Ich erinnere mich, als meine Kids noch viel kleiner waren, wollten sie NIE das tun, was ich ihnen vorschlug. Wenn ich dann genug Sitzleder hatte und sie beim Rumnörgeln in ihr Zimmer geschickt habe, haben sie in 9 von 10 Fällen kurz danach friedlich gespielt. Mit irgend etwas, das nicht ich vorgeschlagen hatte.
Selbstbestimmung spielt offenbar ebenfalls eine grosse Rolle bei Langeweile. Denn wenn mir langweilig ist, bin ich genervt. Und wenn dann jemand – ebenfalls genervt – etwas vorschlägt, ist die Wahrscheinlichkeit sehr gross, dass ich ablehnen werden.
Oder wie es bereits der Philosoph Bertrand Russel in seinem Buch «The Conquest of Happiness» so schön beschrieb: «Ein Kind entwickelt sich am besten wie eine junge Pflanze. Am selben Ort, ungestört im selben Boden. Zu viele Impressionen sind nicht gut für die Kleinen und sie lernen nicht, dass Monotonie auch fruchtbar sein kann.
Somit wünsche ich Ihnen einen schönen Sommer und gaaaanz viel Langeweile!
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.