Blog
Mütter können es besser
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

istockphoto

zvg
Lust auf mehr? Folgen Sie «wir eltern» auf Facebook!
Seit ich Kinder habe, muss ich dazu im Berufsleben diverse Fragen beantworten: «Wo hast du denn deine Kinder?», «Wieviel bist du denn noch zu Hause?», «Wieso kannst du an der Abendsitzung nicht teilnehmen?“ undundund. Was mir fast nie passiert ist – ausser als Autorin – ist die Bemerkung, ich könne etwas besser, nur weil ich Mutter bin.
Anders erging es da Theresa May, der neuen Premierministerin Grossbritanniens. Nebst vielem anderem warf ihre konservative Rivalin Andrea Leadsom ihr eben genau das vor: Sie könne niemals die beste Ministerin sein, schliesslich habe sie keine Kinder (im Gegensatz zu Leadsom natürlich). Der Shitstorm liess nicht lange auf sich warten. Die unfreiwillige Kinderlosigkeit war vor Kurzem Mays Thema in der Daily Mail (Denn ja, sie wurde natürlich auf ihre Kinderlosigkeit angesprochen. Was ein Mann nie gefragt würde). Sie habe sich damit abgefunden und habe genommen, was das Leben ihr gegeben habe. Hart genug. Sich auch noch vorwerfen lassen zu müssen, man sei nicht fähig, weil man kinderlos sei, ist das Hinterletzte! Und so falsch!
Es gibt sie, diese Mütter. Die glauben, etwas Besseres zu sein, nur weil der Bauch Kinder ausgetragen hat. Sie seien eben belastbarer, heisst es dann. Oder organisierter. Oder stresserprobter. Ich glaube ehrlich nicht, dass unsere Kinder uns zu etwas befähigen, was wir nicht auch ohne sie könnten. Oder eben nicht könnten. Wer behauptet, sie sei «Familienmanagerin» hätte eben auch vor den Kidnern eine gute Managerin abgegeben. Eine Chaotin bleibt meist eine solche. Ich bin seit den Kindern nicht organisierter, pünktlicher, bessere Teamworkerin oder Vorgesetzte, als ich das gewesen wäre, wenn ich keine Kinder gehabt hätte. Der Nachwuchs hat mich nicht mal Geduld gelehrt (dabei hatte ich so darauf gehofft!).
Ist das jetzt der neuste Diskriminierungstrend? Mütter sind besser als kinderlose Frauen? Gesellschaftlich werden Frauen schon länger schief angesehen, wenn sie kinderlos bleiben, vor allem jene, die das freiwillig tun. Aber im Berufsleben?
Theresa May wird Europa jetzt zeigen müssen, was sie kann. Mit ihrem Uterus hat das jedoch herzlich wenig zu tun.
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.