Steffi im Glück
Das grosse Krabbeln

Viviana Chiosi
Nach Jahren süffisanten Lächelns, wenn von der Kinderkrippe, vom Chindsgi oder der Schule wieder ein Laus-Warn-Brief nach Hause kam, haben sich die Viecher nun also doch endlich getraut, es sich auf Mias Kopf bequem zu machen. Keine grosse Sache, oder? Laus-Shampoo, Kämmen, fertig. Das dachte ich auch ... und nun juckt mich das Thema schon einen ganzen Monat!
Die erste Laus fand ich um 21 Uhr abends, als Mia zum dritten Mal ihr Bett verliess, um mir nach «ich habe Durst» und «was machen wir morgen» auch noch ein «mich biissts am Kopf» zu liefern. Entsetzt bin ich trotz vorgerückter Stunde in die Apotheke gerannt, habe mich dort fast zehn Minuten lang beraten lassen und bin um 90 Franken (neunzig!) ärmer mit dem hoffentlich wirkungsvollsten aller Anti-Laus-Mittel nach Hause gespurtet. Obwohl bei Lily und mir weder Nissen noch Läuse zu finden waren, habe ich uns vorsorglich auch gleich mitbehandelt und zwang den armen Tigerprinzen dazu, mich kurz vor Mitternacht auch noch einmal durchzukämmen (das hört sich jetzt so verrucht an, aber glauben Sie mir, nichts ist sexy daran!). Grünes Licht, allgemeines Aufatmen. Doch eine Woche später, als wir uns alle zur zweiten Shampoo-Behandlung versammelten, der nächste Schock: Bei Mia waren noch mehr Läuse und Nissen als vorher!
Genaues Lesen der Packungsbeilage bestätigte (im von mir dazu gedichteten Lehrerton), dass das regelmässige Auskämmen noch viel wichtiger sei als die Behandlung mit dem Shampoo. Das erneute hysterische Bettwäsche-Waschen ging ja noch. Doch dass Farkli und Huupi, die geliebten Stofftiere der Mädchen, schon wieder für 24 Stunden «in die Ferien» auf dem Estrich gehen mussten, das war den Mädchen definitiv zuviel. Diverse Übernachtungspartys wurden gestrichen, eine Freundin mochte uns gar komplett nicht sehen und der Tigerprinz schlug schliesslich, total genervt vom allabendlichen Geschrei, wenn ich Mia mit dem Nissenkamm traktierte, vor, dass wir allen eine Papi-Frisur schneiden: 3 Millimeter lang und garantiert lausfrei!
Ich träume schon von Läusen, sprühe uns alle täglich mit Lavendelwasser ein (sowas mögen Läuse nicht, laut Google-Recherchen) und kann den Wahnsinn erst erkennen, als ich mich dabei ertappe, wie ich Lily an der Tramhaltestelle das Haar scheitle, um dann eine Fussel rauszupflücken. Der Wahnsinn muss aufhören! Immerhin traue ich mich jetzt, nach fünf komplett laus- und nissenfreien Tagen, wieder meine Freundinnen zu sehen. Aber ich verstehe absolut, wenn Sie mich im Coop sehen und sich sofort hinter dem Regal mit den Frühstücksflocken verstecken. Denn wer will schon mit einer solchen Hysterikerin reden? Auch wenn sie fein nach Lavendel duftet...