
iStockphoto
Ernährung
Vegane Kost in Schwangerschaft, Stillzeit und Kleinkindalter
Gefährdet eine Schwangere mit rein pflanzlicher Ernährung ihr Baby? Ja – ausser sie nimmt Mühen auf sich.

zvg
Lauren Wildbolz: «Vegan Love. Kochbuch und Ratgeber für Schwangerschaft, Stillzeit, Baby und Kleinkind», AT Verlag 2017, Fr. 34.-.
Vegane Ernährung in der Schwangerschaft, vegan ernährte Kleinkinder: Solche Stichworte jagen vielen den Puls hoch. Viele sind der Ansicht, eine rein pflanzliche Kost führe zu Mangelerscheinungen.
Kann sie auch. So sagte Wachstumsspezialist Dr. Urs Eiholzer in einem Interview mit dem «Beobachter» im März 2017: «Frauen, die darauf bedacht sind, während der Schwangerschaft so wenig wie möglich zuzunehmen, oder die sich einseitig, zum Beispiel vegan ernähren, riskieren, dass ihr Baby Mangel leidet.»
Vegane Kost kann ein Risiko sein, muss es aber nicht. Trotzdem ist beim Thema Vorsicht geboten: So ist die Neuerscheinung «Vegan Love. Kochbuch und Ratgeber für Schwangerschaft, Stillzeit, Baby und Kleinkind» aus dem AT Verlag prominent mit einem Haftungsausschluss versehen: «Alle Angaben in diesem Buch erfolgen nach bestem Wissen und auf dem wissenschaftlichen Stand von 2016, aber ohne Gewähr. Sie ersetzen nicht eine individuelle Beratung durch Ärztin/Arzt und/oder eine Ernährungsberaterin.»
Das Thema scheint heikel zu sein. Umso besser, dass in «Vegan Love» fundierte Informationen geliefert werden und Autorin Lauren Wildbolz Ernährungsexperten (zwei Ärzte, eine Ernährungsberaterin) beizieht, die Fachartikel beigesteuert haben.
Leben ohne Lügen
Die Autorin Lauren Wildbolz selbst – vegan lebende Mutter eines vegan ernährten Kindes – ist überzeugt: «Ja, es ist möglich, ein Kind mit rein pflanzlicher Kost gesund zu ernähren. Der Weg dorthin ist aber nicht der bequemste.» Es sei notwendig, sich ein breites Ernährungswissen anzueignen, sich mit qualifizierten Ernährungsexperten zu treffen, regelmässig klinische Untersuchungen machen zu lassen, sowie diszipliniert Supplemente einzunehmen.
Autorin Wildbolz traf die Entscheidung ihr Kind vegan zu ernähren, nach gründlicher Recherche. Im Vorwort schreibt sie, für die positiven Auswirkungen nähmen sie und ihr Mann die Mühen gern auf dich. «Unser Kind entwickelt sich gut. Wir müssen unserer Tochter keine Lügen auftischen, wie Nutztiere gehalten werden. Im Gegenteil: Wir stärken die natürliche Empathie unseres Kindes gegenüber Tieren, die empfindsame Lebewesen sind.» Gleichzeitig, schreibt Wildbolz, betreibt die Familie mit der rein pflanzlichen Kost mit jedem Bissen aktiven Klimaschutz – auch für die Zukunft der Tochter und aller anderen Kinder.
Vitamin B12 zentral
Josef Laimbacher, Chefarzt am Ostschweizer Kinderspital St. Gallen, betont in seinem Vorwort die wichtige und zentrale Rolle des Vitamins B12 und schreibt: «Da Vitamin B12 praktisch nur in Nahrungsmitteln tierischer Herkunft vorkommt und so bei rein veganer Ernährung nicht in genügendem Mass zugeführt werden kann, kann eine vegane Ernährung insbesondere für Säuglinge und Kinder nicht ohne Weiteres empfohlen werden. Falls dennoch aus ethischen Gründen eine vegane Ernährung praktiziert wird, muss diese bei Kindern zwingend durch eine qualifizierte Ernährungsfachkraft und einen Arzt begleitet werden. Eine vollständige Versorgung mit Mikronährstoffen ist ohne Supplementation nicht möglich.»
Wer sich vor, während und nach der Schwangerschaft vegan ernähren will und auch sein Kleinkind ohne irgendein tierisches Produkt füttern will, kommt also um eins nicht herum: Gute Planung.
Dabei hilft «Vegan Love»: Mit Checklisten, Fachartikeln und übersichtlichen Informationen zu Nährstoffbedarf und Nährwerttabellen, gegliedert nach Schwangerschaftsplanung, Schwangerschaft, Stillzeit, Beikost und Kleinkindernährung. Dabei geht fast vergessen, dass das Buch ein Rezeptbuch ist, was schade wäre. Sind die gut 80 Rezepte doch so ansprechend präsentiert, dass es auch für Nicht-Veganer ein Vergnügen ist, zu blättern und sich inspirieren zu lassen.