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Wieso Kinder kriegen?
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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zvg
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Kinder kriegen war in den letzten 20 Jahren sehr unattraktiv, die Gründe dafür eindeutig: Schwierige Vereinbarkeit von Beruf und Familie, fehlende gesellschaftliche Anerkennung berufstätiger Mütter und die entsprechende Angst davor, als Rabenmutter zu gelten. (Doch doch, grosses Thema bei den Deutschen 2012.)
Das soll sich nun offenbar geändert haben: 86'559 Babys wurden im vergangenen Jahr in der Schweiz geboren, wie die «Schweiz am Sonntag» berichtet. Damit steigt die Geburtenrate auf den Rekordwert von 1,54.
Die Medien haben sich seit dem Wochenende darüber ausgelassen, woran das liegen soll. So meint ein Familiensoziologe in der Sonntagszeitung: «Wir bewegen uns in der Familienpolitik Richtung Norwegen, Finnland und Schweden», entsprechend sehe er einer weiteren Steigerung der Geburtenrate positiv entgegen. Öhmmm, wie bitte?
In welcher Hinsicht bewegen wir uns bitteschön in skandinavische Gefilde? In Sachen Kinderbetreuung etwa? In den Städten mag es viel mehr Möglichkeiten geben als noch vor ein paar Jahren, was aber wiederum der überdurchschnittlichen Geburtenrate auf dem Land widerspricht. Kinderbetreuung? Von flächendeckend keine Spur! Es kann also nicht daran liegen, dass wir mehr Kinder produzieren, im Gegenteil. Auf dem Land bleibt Mami schön weiterhin zu Hause und kümmert sich. Da kommt es dann auf eines mehr oder weniger eben auch nicht an. Diesen Zustand mit Skandinavischen Verhältnissen zu vergleichen trieft vor Ironie.
Oder meinte der Herr Familiensoziologe vielleicht die Mentalität? Dann wird er sich über die zahlreichen Kommentare in den Medien wundern: «Die Zukunft sind sie (die Kinder), aber nicht die gute Zukunft, denn wir werden hier immer mehr, und es hat immer weniger Platz. Deshalb kann ich mich an mehr Kindern nicht freuen», oder aber auch «Die Kosten (Sozialhilfe, EL, IV, KK Prämienverbilligung...) werden den Nutzen (AHV, ALV, Steuereinnahmen....) um ein Vielfaches übersteigen.» Oder mein liebster Kommentar: «Dank Kitas und flexiblen Arbeitsmodellen, teilweise sogar für den Mann (er muss sich ja emanzipieren diesbezüglich) können sich die taffen Businessfrauen sogar eine Fremderziehung ihrer Sprösslinge leisten und dann hoch angeben wie sie alles unter einen Hut bringen. Dass ihre Sprösslinge aber eventuell grausam Mühe haben werden einen Job zu finden und zu behalten scheint die Vorzeigemütter nicht zu interessieren.»
So. Ja, ich höre auch gleich auf, im Dreieck zu springen, lasst mir noch eine Minute...
Also: Schweizer (und natürlich vorwiegend unsere Einwanderer) zeugen mehr Kinder. Wieso dem so ist, ist aber bei der Lektüre diverser Tageszeitungen noch immer vollkommen unklar. Könnte es nicht einfach sein, dass wir uns wieder mehr auf Familie berufen? Weil das irgendwo eben doch in uns drin steckt und nicht nur, weil es kalkulierbar oder gar vernünftig ist?
Oder wieso habt ihr Kinder gekriegt?
Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.