Blog
Hörst du auch auf sie?
amplifion
Ende. Aus. Auf ein Neues. Und zum Ende ein Rückblick - so läuft das normalerweise in den Medien zum Jahreswechsel. Warum also nicht auch hier im Opiblog. Was ich geschrieben habe seit dem Start im Mai ist dabei überschaubar und hier nachzulesen. Die andere Frage ist die, was denn von dem hängen blieb, was ich meinen Enkeln mitgeben wollte, was mir wichtig war, dass sie es mitnehmen.
Beim kleinen Enyo ist das noch leicht zu beantworten. Bei ihm ging es im vergangenen Jahr vor allem darum, mobil zu werden, seine Bewegungen zu koordinieren, zu kommunizieren, krabbeln zu lernen. Alles eher motorische Fähigkeiten also, die er lernen musste und bei denen es leicht ist, Schützenhilfe zu geben. Bei Lio ist das schwieriger. Da waren es andere Dinge, die nicht so leicht zu fassen sind: Anstand, lernen zuzuhören, sein Verhalten gegenüber anderen. Seinem Bruder gegenüber zum Beispiel oder seinen neuen Gspänli in der Spielgruppe.
Und eines der wichtigen Themen: seine Ausdrucksweise; was darf er sagen und was nicht. Dass er zum Beispiel nicht «Scheisse» sagen soll, weiss er zwar, wie ich mal geschrieben habe. Aber in letzter Zeit sagt er das immer und immer wieder. Klar er will provozieren und je mehr wir als Erwachsene darauf reagieren, desto öfter und spitzbübischer sagt er es. Da stellt sich die Frage, warum er das tut. Eine Erklärung ist, dass er halt in der Spielgruppe, die er seit Sommer besucht, mehr hört und mehr nach Hause bringt, als uns lieb ist. Das allein reicht als Grund wohl nicht aus.
Lustigerweise habe ich kürzlich ein andere Erklärung dafür in einem Spot für Hörgeräte gefunden. Klar das ist Werbung und die wollen mit unbedingt ein Gerät verkaufen, aber die Quintessenz «Sie hören auf Dich. Hörst du auch auf sie? » könnte durch aus einem meiner Blogbeiträge stammen. Halten wir uns an das, was wir unsern Nachgeborenen mit auf den Weg geben? Denn was wir sagen ist das eine, was wir tun das andere. Gemessen werden wir an unsern Taten. Und wenn uns eben gelegentlich ganz automatisch ein «Scheisse» über die Lippen rutscht…
Martin Moser (1959), Produktionschef Tageszeitungen der AZ Medien, ist seit 30 Jahren verheiratet und Vater von drei erwachsenen Kindern. Er hat zwei Enkel (Lionel, 2011, und Enyo, 2014) und legt auch mal einen Opi-Tag ein. Bloggt für «wir eltern» über Opi-Kinder-Enkel-Erlebnisse und -Beziehungen und kramt auch mal in seinen eigenen Erinnerungen.
