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Ferien im Ausland schaden den Kindern
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Oh, wie ich sie liebe, diese Erkenntnisse und Ratschläge von ach so wichtigen Pädagogen und Psychologen, die uns Eltern sagen wollen, was wir alles richtig und vor allem, was wir falsch machen. Zugegeben, als Bloggerin lebe ich auch ein wenig davon, denn bloggen ist nichts anderes, als seinen Senf dazu geben. Auch heute.
Denn der letzte Mist, ab dem ich mich so richtig schön genervt hat, ist folgender: Ein «führender Kinderpsychologe» aus Grossbritannien behauptet, das Wichtigste, was unsere Kinder bräuchten, ist Konsistenz. Bis hierhin kann ich ihm nicht widersprechen. Ein Zuhause, Eltern, sonstige Bezugspersonen, Kita, Schule, Freunde, Familie... Dies alles Orte und Menschen, die sicherlich besser nicht alle paar Wochen wechseln sollten, damit das Kind sich sicher und geborgen fühlt.
Dr. Oliver James ging aber im britischen Telegraph letzte Woche noch einen Schritt weiter. Nämlich sagt er, Ferien im Ausland seien nicht gut für Kinder. Nochmal: Ferien im Ausland sind schlecht für Kinder!
Er sei mit seinen Kindern jahrelang immer in dasselbe Ferienhaus in Cornwall. Die Kinder hätten es geliebt. Als sie aber acht respektive elf Jahre alt waren, entschieden sie sich für Ferien in Frankreich. Sie wollten den Kids mal etwas Exotisches bieten, wie französischen Käse und die french arrogance. Wie auch immer, so gut diese Ferien auch verliefen, im nächsten Jahr wollten die Kinder wieder nach Cornwall. Schön für sie.
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass ein Ferienhaus seinen Reiz hat. Man kennt alles, fühlt sich zu Hause und braucht sich nicht dauernd neu einzustellen. Ich bin sogar der Meinung, dass dies mit kleinen Kindern durchaus Sinn macht, schliesslich erinnern die sich sowieso noch nicht an grosse Reisen und fremde Destinationen, also kann man sich das Geld gleich sparen und anfangs ein paar Jahre immer an denselben Ort, um Ferien zu machen.
Doch später? Eben im Alter von sechs, sieben, acht Jahren? Schadet ein zweiwöchiger Aufenthalt meinem Kind, wie James das behauptet? Zwischen fünf und zehn seien die Kinder sehr «nostalgisch» und sehr mit gewissen Orten verbunden, wie das Zuhause, die Schule oder eben das immer gleiche Ferienhaus. Deshalb tue man ihnen keinen Gefallen, wenn man mit ihnen «abenteuerliche Ferien in Marokko verbringe oder den Regenwald in Peru erleben wolle». «In einer sich schnell verändernden Welt brauchen Kinder Orte, die ihnen vertraut sind.»
Natürlich tun sie das. Diese Orte sind aber auch bezogen auf die Menschen, die sie umgeben. Wenn wir also mit unseren Kindern (sie sind mittlerweile acht und 13 Jahre alt), Safari in Südafrika oder Island-Hopping in Thailand machen, dann sind wir Eltern ja dabei. Wir sind ihr «sicherer Ort», ihre Bezugspersonen, mit denen sie Neues entdecken. Reicht das etwa nicht?
Was mich an seinen Aussagen natürlich stört, ist dass er unsere Kinder für unfähig hält, Neues zu verdauen. Dass er ihnen abspricht, sich an Exotischem, Abenteuerlichem, vielleicht sogar Beängstigendem zu erfreuen und daran zu wachsen. Meine Kinder reden sehr viel von unseren Reisen und sogar die schlechten Erfahrungen (in unserer Ferienwohnung in New York lag ein alter Mann im Bett und schnarchte, sie waren total schockiert), sind mittlerweile zu lustigen Anekdoten geworden, über die wir alle lachen können. Sie haben durch unsere Reisen so viel Neues und Spannendes erlebt und erfahren, andere Kulturen, Lebensweisen, Musik, Essen undundund. Das macht sie flexibler, offener, neugieriger. Und das kann einfach nichts Schlechtes sein!
Oder anders gesagt: Reisen gehört für uns zum Leben dazu, wie das Frühstück in unserem Garten. Unsere Kinder werden sich an beides sehr gerne erinnern, davon bin ich überzeugt. Oder was meint ihr?
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.