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Mobilität
Konstanter Rückenwind dank E-Power
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Elektrovelos boomen, auch als «Familienkarosse». Worauf Eltern bei Kauf und Unterhalt achten sollten, erklärt der Spezialist Stefan Lienhard.

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Sattel
Wer gerne aufrecht fährt, wählt einen komfortabel-weichen Sattel, für längere Strecken eignen sich härtere Sättel. Mehr Komfort bieten gefederte Sattelstützen.
Motor
Es gibt Modelle mit Antrieb auf das Vorderoder Hinterrad oder auf die Pedale. Ein Frontmotor ist am wenigsten geeignet, weil in Kurven, Steigungen und bei rutschiger Fahrbahn das Rad durchdrehen kann. Ein Mittelmotor (Pedale) ist die vorteilhafteste Variante, da sie die beste Gewichtsverteilung aufweist. Einige sagen, dass der Hinterradantrieb ein besseres Fahrgefühl gibt. Ist sowohl der Antrieb als auch der Akku im hinteren Bereich des Velos, ist die Gewichtsverteilung ungünstig. Grundsätzlich sollte sich der Motor dem Fahrer anpassen, das heisst die Unterstützung setzt sanft und ohne Verzögerung ein.
Schaltung
Nabenschaltungen sind anwenderfreundlich, pflegeleicht und besser gegen äussere Einflüsse geschützt. Eine Kettenschaltung ist flexibler, muss jedoch intensiver gewartet werden.
Bereifung
Qualitäts-Pneus bewähren sich. Wichtig: Immer genug Luftdruck in den Pneus, 4,5 Bar – mehr als beim Auto. Regelmässig kontrollieren lassen.
Bremsen
Scheibenbremsen sind besser als hydraulische Felgenbremsen und diese besser als konventionelle Felgenbremsen. Je schneller und schwerer das Rad, desto besser müssen die Bremsen sein. Bremsen regelmässig kontrollieren.
Display (am Lenker)
Die «Kommandozentrale» muss übersichtlich und einfach zu bedienen sein, damit sie für alle Manipulationen gut erreichbar ist.
Batterie
Akkus haben eine Lebensdauer von rund 5 Jahren (oder 500 bis 1000 Ladungen). Der Akku sollte abnehmbar sein, weil das Aufladen so einfacher ist. Reichweite: Hängt nicht zuletzt von der Unterstützungsstufe und dem Streckenprofil ab. Realistischerweise sollte von einer Reichweite von 30 bis 90 Kilometern ausgegangen werden, auch wenn es heute Modelle gibt, die bis zu 180 Kilometer schaffen können. Es gilt abzuwägen zwischen Gewicht, Reichweite und Geschwindigkeit.
wir eltern: Herr Lienhard, Elektrovelos liegen im Trend. Eignet sich das motorisierte Gefährt auch für Eltern, die ihre Kinder im Anhänger transportieren wollen?
Stefan Lienhard: Der Transport von Kindern in Anhängern an nicht motorisierten Velos wurde in den vergangenen Jahren ja immer beliebter. Da es viel Kraft erfordert, mit Kindern «im Gepäck» einen Hügel zu erklimmen, ist bei Eltern die Nachfrage nach E-Bikes gestiegen.
Und wie findet man als Familie das passende Modell?
Man sollte sich zuerst überlegen, in welchem Gelände das neue E-Bike eingesetzt wird. Wer bei schönem Wetter ab und zu Ausflüge machen will, braucht ein anderes Rad als jemand, der jeden Tag, bei jedem Wetter oder eben mit einem Anhänger oder einem Kindersitz unterwegs ist.
Sind Anhänger an allen E-Bikes erlaubt?
Gemäss Strassenverkehrsgesetz sind die Anhänger sowohl bei der Kategorie bis 25 km/h als auch bei jener bis 45 km/h erlaubt. Das maximal zulässige Gewicht von Anhänger inklusive Kinder und Gepäck beträgt 80 Kilogramm. Zudem dürfen höchstens zwei Kinder transportiert werden. Nicht vergessen: Die Kleinen im Anhänger angurten!
In den meisten Fällen gibt es übrigens eine Lösung, um die konventionellen Veloanhänger auch an E-Bikes zu montieren. Am besten ist es, beim Velomechaniker nachzufragen.
Im Internet findet man viele billige Angebote, insbesondere im Ausland ...
...Achtung: billig ist nie günstig! Elektrovelos sind Fahrzeuge, die Unterhalt brauchen. Schnelle E-Bikes sollten nie aus dem Ausland importiert werden, da sie eine Schweizer Zulassung benötigen.
Was kosten denn der Service und der Unterhalt?
E-Bikes brauchen mehr Pflege als normale Velos, weil schneller gefahren wird und der mechanische Verschleiss grösser ist. Zudem müssen Sensoren und Elektrik gepflegt und unterhalten werden. Wichtig ist auch, dass der Akku bei Nichtgebrauch trocken und halb geladen gelagert wird. Pro Jahr muss je nach Modell mit Servicekosten von 150 bis 300 Franken gerechnet werden.
Ist der Kauf eines Occasions- E-Bikes sinnvoll?
Wegen der rasanten technischen Entwicklung sinkt der Wert eines E-Bikes schnell und es sind viele Occasionen auf dem Markt. Am besten wählt man beim Händler seines Vertrauens ein bekanntes Produkt, um auch nach Jahren noch Ersatzteile zu erhalten. Bei vielen Occasions-Bikes ist der Akku defekt oder verbraucht. Deshalb ist der Preis eines neuen Akkus beim Kauf einzuberechnen. (Akku-Neupreis rund 700 Franken).
Ab welchem Alter dürfen Kinder allein E-biken?
Ab 14 Jahren ist das Lenken eines E-Bikes sowohl der langsamen, als auch der schnellen Kategorie mit dem Führerausweis Typ M (Mofa Ausweis) erlaubt.
Stefan Lienhard ist Inhaber des Veloladens «unterwegs» in Aarau. Das Geschäft ist spezialisiert auf Liege- und Elektrovelos. www.unterwegs.ch