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Mein #muttertagswunsch
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Ach der Muttertag. Dieser eine Tag im Jahr, an dem sich (fast) alle dran erinnern, dass es dich gibt und dir mit selbst Gebasteltem, Blümchen und Kalorienbomben danke sagen. Danke dafür, dass es dich gibt. Dass du alles um sie rum organisierst, putzt, wäschst, kochst undundund. Damit sie das den Rest vom Jahr wieder vergessen können.
So oder ähnlich habe ich lange über den Muttertag gedacht und eigentlich war für mich das Schönste daran, dass ich auch mal «Danke» sagen konnte. Nämlich meiner eigenen Mutter. Obwohl ich damit nicht bis Mitte Mai gewartet habe...
Heute sehe ich den Muttertag als Chance, mir WIRKLICH was zu wünschen. Inspiriert von der Powerfrau Christine Finke von mama-arbeitet.de, habe ich mir überlegt, was ich mir als Mutter im Leben wünsche (ausser natürlich eine gesunde Familie und ein Lottogewinn). Da meine Wünsche ja nicht unbedingt repräsentativ sein müssen, habe ich auf Facebook eine Umfrage gestartet, ganz ähnlich wie Christine mit ihrer Aktion #muttertagswunsch, die sie letztes Jahr zum ersten Mal lanciert hat. Die Aktion mündete 2016 in einen offenen Brief an die Familienministerin in Deutschland und gab von sich zu reden. Sie findet auch 2017 wieder grossen Anklang.
Die Umfrage bei Müttern in der Schweiz (welche die Väter übrigens keinesfalls vergessen haben) ergab folgende Antworten (Auszug):
Joy: Mehr, viel mehr Position in sozialem, finanziellem und politischem Engagement für Einelternfamilien!
Fabienne: Dass das Mutter sein endlich als 100 % Job anerkannt wird. Dass Arbeiten und Schule besser vereinbart werden kann. Das Schulsystem ist stehengeblieben. Und die Arbeitgeber sind unflexibel.
Simona: Nichts. Niemand schuldet mir was. Weder meine Kinder, noch mein Mann und schon gar nicht meine Arbeitgeberin oder der Staat. Jede(r) bettet sich wie er liegt, wir alle haben uns das Muttersein ausgesucht - mit sämtlichen Privilegien und Verzichtsmomenten.
Sabine: Einen selber gepflückten Blumenstrauss von meinen 4 Männern.... Ja es ist so, vieles nicht fair .... und doch bringt es nichts, ständig zu nörgeln. Viel lieber geniessen wir doch die Zeit mit unseren Liebsten :)
Katharina: Ich wünsche mir flexiblere Arbeitgeber in herkömmlichen Produktions- und Handwerksberufen und in gewissen alten Industrien, auf dass auch dort flexible Arbeitszeitlösungen möglich werden, wo man "so etwas nicht machen kann weil’s einfach nicht geht". Dann würde ich nämlich endlich die momentan etwas herausfordernde Care-Arbeit fairer mit meinem Mann aufteilen können.
Nic: Ich wünsche mir bessere Abstimmung zwischen Schulzeiten und normalen Berufszeiten. 8h30 - 11h30 dauert der Vormittagsunterricht - das ist doch ein Witz. Was soll man denn in 3Std schaffen - wenn man dann noch Anfahrtszeiten rechnet - muhahaha! Ich würde ja tatsächlich lachen, wenn es nicht so traurig wäre!
Anja: Einen guten Morgen "Kafi" ins Bett😁 ... und eine Umarmung
Anna: Dass meine Tochter wieder zu Hause ist und Sie mit Ihrem Bruder gross werden darf. (Dass man das Jugendamt für deren nachweisbaren Fehler und falschen Behauptungen zur Rechenschaft ziehen kann)
Barbara: Anerkennung des Berufs Mutter und/oder Hausfrau durch die Gesellschaft.
Bettina: Bedingungsloses Grundeinkommen
Claudia: Das alleinerziehende Mütter in Kaderpositionen von der Gesellschaft akzeptiert werden.
Frauke: Toleranz, mehr Umweltbewusstsein (lasst euren Dreck doch nicht einfach überall liegen!!), bessere finanzielle Unterstützung von Familien / bedingungsloses Grundeinkommen in der Schweiz ...und natürlich der ATOMAUSSTIEG !!
So verschieden wie wir Mütter, so unterschiedlich die Wünsche. Toll, nicht? Toleranz gegenüber der eigenen (beruflichen) Entscheidungen scheint sicherlich ein grosses Thema zu sein. Dann die praktischen Gesichtspunkte – so sind Mütter nunmal – Schul- und Arbeitszeiten vereinbaren. Das geht von Teilzeitpensen (eben auch für Väter) bis hin zu adaptierten Schulzeiten, bspw. inkl. Mittagessen (Kinder könnten durchaus auch ein Sandwich zu Mittag essen und dann abends was «Richtiges», oder nicht?).
Sehr politisch – was ist Eltern sein sonst als Politik? – sind die Forderungen nach dem bedingungslosen Grundeinkommen, Atomausstieg und bessere finanzielle Unterstützung von Familien. Bspw. mit bezahlbaren Krippen?
Natürlich sind die meisten Wünsche nicht einfach easy peasy zu verwirklichen, gerade die politischen brauchen aus Erfahrung sehr lange, bis sie sich durchsetzen können.
Deshalb hier mein Muttertagswunsch, der SOFORT umsetzbar ist:
Ich wünsche mir, dass wir alle Formen von Familien akzeptieren, einfach weil wir die Umstände nicht kennen und davon ausgehen müssen, dass sie das so wollen oder es anders nicht geht. Egal, ob zwei berufstätige Eltern, Hausfrau, Hausmann, Zwei Mütter, zwei Väter, diverse Väter und Mütter, Ein-Kind- oder X-Kind-Familien, Alleinerziehende Mütter oder Väter, homo, hetero, transexuell. Wie wir Menschen unser Leben leben, ist unsere Sache und wir als Gesellschaft sollten ein für alle mal damit aufhören, andere dafür zu verurteilen, wie sie leben. So. Bitte heute noch erledigen. Besten Dank und schönen Muttertag.
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.