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Muss ich quengelnde Kinder akzeptieren?
Von Bloggerin Nathalie Sassine-Hauptmann

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Folgender Post auf meine rabenmutter.ch-Seite auf Facebook sollte mich letzte Woche lehren, wie Eltern bzw. Mütter in der Schweiz in Sachen Kindererziehung ticken:

Ich war naiv genug zu denken, dass die Reaktionen von belustigt bis zustimmend sein würden. Wer mag schon quengelnde Kinder beim Frühstück? Das war ein Irrtum.
Von kleinen Kindern zu verlangen, dass sie in einem Restaurant soweit ruhig sind, dass fremde Erwachsene am Nebentisch ihre Sonntagszeitung lesen können (oder sich zumindest in Zimmerlautstärke unterhalten können), ist ganz offensichtlich zu viel verlangt. Eltern, die ihren Kindern nicht einmal sagen, sie sollen doch bitte damit aufhören, scheinen die Normalität zu sein. Der scharfe Wind, der mir entgegenblies, beinhaltete folgende Aussagen:
- Kinder sind Kinder, man kann von ihnen schlicht nicht verlangen, ruhig zu sitzen (zumindest nicht mit 3 Jahren)
- Kinder dürfen nicht konditioniert werden, damit sie in der Gesellschaft bestehen können und nicht unnötig negativ auffallen. Man muss warten, bis sie das von alleine verstehen.
- Ich sei total intolerant und die Eltern hätten sich das ja auch nicht ausgesucht.
- Wir Erwachsene auf Kinder (und deren Eltern) Rücksicht nehmen müssen. Umgekehrt ist das aber nicht wirklich gefragt.
Ich wurde das Gefühl nicht los, dass die Leserinnen (es sind meist Mütter auf der Seite) die Erziehung ihrer Kinder nicht mit sich selber in Verbindung bringen. Als hätten sie selber nichts damit zu tun, wie sich ihre Kids in der Öffentlichkeit benehmen. Bzw. könnten das sowieso nicht ändern.
Ganz ehrlich? Ich finde das befremdlich und es fühlt sich an, als würden sich Eltern aus der Verantwortung ziehen. Wir sind nun einmal alle Teil dieser Gesellschaft und meine Freiheit hört da auf, wo deine anfängt. Und die fängt vielleicht in einem schönen Hotel an, wo du deine Zeitung beim Frühstück in Ruhe lesen möchtest, ohne über längere Zeit (wir reden hier von über einer halben Stunde quengeln) dabei gestört wirst, bloss weil die Eltern ihre Kinder nicht zurechtweisen.
Liege ich da so falsch? Wahrscheinlich schon, aber eure Meinung interessiert mich trotzdem.
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Nathalie Sassine-Hauptmann (1973) gehört zu den Müttern, die ihr schlechtes Gewissen wie ein Baby mit sich rumtragen. Dennoch würde sie ihren Beruf nie aufgeben. Mit ihrem Buch «Rabenmutter - die ganze Wahrheit über das Mutterwerden und Muttersein» spricht sie vielen berufstätigen Müttern aus der Seele. Denn als Unternehmerin weiss sie, dass ihre Kinder sie zwar glücklich machen, aber erst ihr Job ihr den Ausgleich garantiert, den sie braucht. Sie führt sowohl ihr Familienleben als auch ihre Firma mit viel Leidenschaft und macht sich in diesem Blog Gedanken zur Vereinbarkeit von beidem. Und sie hat keine Angst davor, sich eine Feministin zu schimpfen. Alle Blog-Beiträge von Nathalie Sassine-Hauptmann finden Sie hier.