Spende und Aufbewahrung von Blut aus der Nabelschnur
Nützliches Nabelschnurblut

Noch ist die Nabelschnur dran: In die Stammzellen, die sich darin befinden, setzten Forscher grosse Hoffnung.
Viele Geschichten und Legenden ranken sich um die Nabelschnur, die Leben spendende Verbindung zwischen Mutter und ungeborenem Kind. Tatsache ist, dass sie zur Heilung von Krankheiten eingesetzt werden kann. Denn aus dem Blut, das nach der Geburt in Nabelschnur und Plazenta zurückbleibt, lassen sich sogenannte Stammzellen gewinnen, mit denen vor allem Menschen mit Leukämie (Blutkrebs) behandelt werden. Stammzellen können sich im Gegensatz zu normalen Körperzellen vielfach vermehren und ganz verschiedene Funktionen übernehmen. Eltern, die dieses besondere Gut nicht einfach wegwerfen wollen, haben die Möglichkeit, das Nabelschnurblut zu spenden.
Es wird sofort nach der Geburt gewonnen, im Labor untersucht und in speziellen Zentren eingefroren. Die zugehörigen Angaben werden anonym, also ohne den Namen des Spenders, in einer internationalen Datenbank gespeichert. Braucht ein Kranker irgendwo auf der Welt Stammzellen, werden die Angaben des gespendeten Bluts mit denen des Empfängers verglichen und das Blut gegebenenfalls eingesetzt. Um die Organisation dieses komplexen Vorgangs kümmert sich die Stiftung Blut-Stammzellen. «Die Spende geschieht natürlich nur mit der Einwilligung der Eltern und kostet die Spender nichts», sagt der Geschäftsleiter der Stiftung, Rudolf Schwabe.
Für ihn ist die Nabelschnurblut-Spende eine konkrete Möglichkeit, kranken Menschen zu helfen. In der Schweiz ist sie allerdings erst an den Universitätskliniken von Basel und Genf möglich.
Die Forschung setzt grosse Hoffnungen in die Stammzellen. In Zukunft sollen damit auch Erkrankungen behandelt werden, denen man heute noch hilflos gegenübersteht. Ihr aussergewöhnliches Potenzial soll zum Beispiel dazu genutzt werden, Herzmuskelzellen zu ersetzen, die nach einem Herzinfarkt abgestorben sind.
3000 Franken für 20 Jahre Aufbewahrung
Einige Unternehmen bieten frischgebackenen Eltern deshalb an, das Nabelschnurblut ihres Babys tiefzukühlen, um es später dem Kind im Fall einer Erkrankung zur Verfügung zu stellen. Wer das Blut für sein eigenes Kind aufbewahren möchte, kann dies von fast allen Spitälern der Schweiz aus tun. Der Dienst ist allerdings kostenpflichtig. Bei der Firma Vita 34 etwa kostet die Entnahme, Behandlung und 20-jährige Aufbewahrung des Bluts mit allem Drum und Dran rund 3000 Franken.
Susanne Engel-Hoemke, die Pressesprecherin des Unternehmens, ist überzeugt, dass sich innert der nächsten 20 Jahre ganz neue Behandlungsmöglichkeiten mit Stammzellen eröffnen werden. «Es gibt bereits Kinder mit frühkindlichen Hirnschäden, die erfolgreich mit ihrem eigenen Nabelschnurblut behandelt worden sind», sagt sie.
Schwabe relativiert diese Aussage. «Weltweit sind meines Wissens noch keine 20 Kinder mit den eigenen Stammzellen behandelt worden», sagt er – eine verschwindend geringe Zahl. Für den Geschäftsleiter der Stiftung Blut-Stammzellen ist es deshalb wichtig, dass die Bedeutung der vorsorglichen Stammzellenspende für das eigene Kind nicht überschätzt wird. «Werdende Eltern sollten keinesfalls den Eindruck erhalten, die Aufbewahrung des Nabelschnurbluts sei eine unumgängliche Notwendigkeit», sagt er.
Vergleicht man die Aufbewahrung des Nabelschnurbluts mit einer Versicherung, erscheint die dafür bezahlte «Prämie» als hoch im Vergleich mit der Wahrscheinlichkeit, dass das Blut je gebraucht wird. Wer das nötige Kleingeld zur Verfügung hat und in den raschen Fortschritt der Medizinforschung vertraut, hat mit der Eigenspende immerhin die Möglichkeit, seinem Kind alle Optionen offenzuhalten.
Weitere Infos zur Stiftung Blut-Stammzellen: www.bloodstemcells.ch