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Mamaversum
Alles Gaggi oder was?
Unsere Kolumnistin Maja freut sich, dass sich ihr Sohn altersgerecht entwickelt. Auf die Fäkalphase könnte sie allerdings gerne verzichten. Wobei, so ein «Gaggi» macht auch ganz schön gute Laune. Und ist schneller vorbei, als man denkt.
Wenn es nach meinem Sohn geht, bist du, werte Leserin, lieber Leser, ein «Gaggi». Keine Sorge, ich bin ebenfalls ein «Gaggi», so auch mein Partner, die Grosseltern, die Nachbarn und die Verkäuferin im Coop. Fragt man den Buben, was er essen will, sagt er «Gaggi». Dann lacht er und betont, dass das nur ein Witz war. Weil «Gaggi» ja stinkt und drum sollen es alle anderen essen. «Bisi» findet der Erstkindergärtler auch ganz schön lustig. «Nein, das ist kein Apfelsaft, das ist Biiiiisiiii ...! » Seine beste Chindsgi-Freundin und er leben die Fäkalphase gemeinsam und deswegen umso intensiver aus. «Die Unbesiegbaren», wie sie sich nennen, haben sogar einen eigenen Ausdruck geschaffen: «Gaggi-Fudi-Pups»! Wird das Duo auf dem Schulweg von Gspänli begrüsst, kriegen diese ein «Hoi, du Gaggi-Fudi-Pups» zurück. Die einen nehmen es sportlich, andere regen sich so auf, dass ich schon einige Male vor 8.15 Uhr Handgreiflichkeiten auflösen musste.
Neulich spielen «die Unbesiegbaren» in seinem Zimmer. Sie haben ein «Gaggi»-Lied erfunden. Sie sitzen mit Plüschtieren im Kreis, so wie sie es aus dem Kindergarten kennen, und essen Znüni. Es gibt «Gaggi» mit «Furz». Dann wird das «Gaggi»-Lied gesungen. «Oh, du goldigs Gaggeli, tuen doch wieder fuuurze, bitte blieb dä ganz Gagg da, dass dä Pups veeeruse chan...». Ich lache. Die Fäkalphase ist nicht meine Lieblingsphase. Zeitgleich freue ich mich, dass sie die Kreativität fördert. Und dass die Kleinen ständig schelmisch lachen. Ich erinnere mich an die Autonomiephase. An Situationen, die zu überbordenden Wutausbrüchen führten. Ich habe den Farmer falsch geöffnet, Drama! Die Banane ist zerbrochen, Drama! Der Apfel hat eine braune Stelle, Gott bewahre. Passieren diese Dinge heute, lacht das Kind. «Mama, du bist ein Gagga», sagt es, lacht und beisst fröhlich in die abgebrochene Banane. Natürlich sage ich, dass ich nicht «Gagga» genannt werden will.
Mega bubig
Apropos «Gagga»: Letztens klingelte es an unserer Türe. Der Sohn machte auf, davor standen die neuen Nachbarn. Ob seine Eltern da sind, fragten sie. «Mein Papa ist am Kochen, meine Mama ist auf dem WC.» Dann stellte er sich an die Treppe, die in unseren unteren Stock führt und rief laut: «Mama, da sind Leute, die ich nicht kenne. Machst du grad Bisi oder Gagga?» Die neuen Nachbarn lachten, wir auch. Das Eis war gebrochen, bevor es überhaupt entstehen konnte.
Vor etwa zwei Wochen, ich habe es zuerst gar nicht gemerkt, hat die Fäkalphase geendet. Nach zwei Tagen ohne «Gaggi-Fudi-Pups» fällt meinem Freund auf, dass das riesige Thema kein Thema mehr ist. Natürlich wollten wir noch nichts verschreien und warteten ab. Nach einer Woche wollte ich es wissen. Im Spiel sagte ich zu einem Plüschtier, dass es ganz schön frech ist, wenn es mir ständig «Gaggi-Fudi-Pups» ins Ohr sagt. Der Vierjährige schaute mich gelangweilt an. «Mami, das ist überhaupt gar nicht lustig. Gaggi-Witze sind Babywitze. Mega bubig !» Ein kleines Wörtchen mit grosser Wirkung. Wir sind jetzt in der «Bubig»-Phase angekommen. Alles, was wir machen, ist bubig. Und langweilig. Und für Babys.
Über Umwege, die sie als Reiseleiterin in die Türkei und an den Empfang von «Tele Züri» führten, landete Maja Zivadinovic im Journalismus. Zusammen mit Yvonne Eisenring und Gülsha Adilji machte sie seit 2021 den Podcast Zivadiliring. Ihr Lieblingsjob ist aber ein anderer: Seit Juni 2020 ist sie Mami eines Buben.